Untersuchungen zeigen (Höpflinger, François): Die grosse Mehrheit der 60- bis 79-Jährigen erfährt ein hohes psychisches Wohlbefinden. Im Vergleich mit den 50- bis 59-Jährigen zeigen sich kaum Unterschiede des Wohlbefindens, und nur 12% der 60- bis 79-Jährigen erleben sich als kraft- und energielos.
Einsamkeitsgefühle treten bei 60- bis 79-Jährigen kaum häufiger auf als bei Menschen im Erwerbsalter, was auf eine oft hohe soziale Integration älterer Frauen und Männer hinweist. Zudem erleben sich ältere Menschen häufiger als ausgeglichener als jüngere Menschen. Insofern trifft die Begrifflichkeit «Das Älterwerden überleben» bis in das Alter von 79 nicht zu.
Vielmehr gilt, dass die älter werdenden Menschen unsere Gesellschaft aktiv auf eine vielfältige Weise beleben. Das «Alter» hat also einen spezifischen und vielfältigen Schaffenswert.
Damit ist jedoch die grosse Gefahr verbunden, dass dieser Schaffenswert zu einem umfassenden Leistungswert gerade auch im Älterwerden wird. Dieser Leistungswert verhindert, den Schritt vom aktiven Beleben zum «passiven» Erleben machen zu können. Wenn dieser Schritt aber nicht gelingt, wird das Älterwerden sehr schnell zu einem blossen Überleben und Aussagen wie «Das Alter ist eine Last» interpretieren dann die aktuelle Lebenssituation und führen zu einem extrem negativen Lebensgefühl, welches alle vormals in der Lebensgeschichte gemachten positiven Erlebniswerte und Schaffenswerte negiert und überlagert.
Wie also gelingt es oder unter welchen Voraussetzungen wird es möglich, gerade bei körperlicher Gebrechlichkeit eine Einstellung zu entwickeln, welche das Älterwerden in allen Ambivalenzen vertrauensvoll und zufrieden erleben lässt?